Bis zum 11. Jahrhundert kann man von einer einzigen nordischen Sprache, dǫnsk tunga, (wörtlich dänische Zunge) reden. Im Norden enstanden zu dieser Zeit verschiedene Machtzentren, eins auf Seeland und eins im Mälartal. In Norwegen gab es bis 1350 mehrere Machtzentren, als Dänisch die Amtssprache wurde.
Ab dem 11. Jahrhundert begannen die Dialekte, die in ein Kontinuum gehörten, langsam aber sicher auseinanderzugleiten. Die Unterschiede manifestierten sich hauptsächlich in der Umgangssprache. Bis zum Durchbruch der Buchdrückerkunst Ende des 15. Jarhrhunderts kamen nur Handschriften vor, die ausserdem nur von wenigen Menschen gelesen wurden. Die Schriftsprache war auch nicht normiert; man schrieb wie man sprach. Mit der Übersetzung des Neuen Testaments 1526 sanktionierte die Zentralmacht eine distinkte schwedische Sprachform. Die Übersetzer hielten sich bewusst an gewisse Eigenheiten im Schwedischen, um es vom Dänischen zu distanzieren.
Die nordischen Sprachen sind traditionell in ostnordische Sprachen (Dänisch und Schwedisch) und westnordische (Norwegisch, Isländisch und Färöisch) eingeteilt, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die Diftonge aus der dänischen und schwedischen Landessprache verschwanden. Vernünftiger wäre es jedoch, wenn Dänisch, Norwegisch und Schwedisch zu einer Gruppe gehören, da sie untereinander verständlich sind, aber nicht mit Isländisch und Färöisch, die andererseits untereinander verständlich sind.
Viele deutsche Lehnwörter im Schwedischen
Die Sprache, welche bisher den grössten Einfluss auf Schwedisch (sowie Dänisch und Norwegisch) ausgeübt hat, war das Plattdeutsch des Mittelalters. Das gilt sowohl für den Wortschatz als auch die Wortbildungselemente. Die Kollision zwischen Plattdeutsch und Schwedisch führte ausserdem zur Vereinfachung des schwedischen Kasussystems (nur Grundform/Nominativ und Genitiv). Das Plattdeutsch trug auch zur Trennung der nordischen Sprachen bei, da sie verschiedene Lehnwörter aus Plattdeutsch übernahmen.
Die schwedische Landesprache ist verhältnismässig einheitlich, mehr als die norwegische. Es gibt eine starke Tradition von einer Leseaussprache, wobei fast alles auch so ausgesprochen wird, wie es dasteht. Dies im Gegensatz zu Dänemark, wo die Schriftsprache und die Redesprache sich voneinander entfernt haben. Auch wenn die Dialekte sich allmählich ausgeglichen haben, findet man vereinzelte überlebende Sprachvarietäten, wie z.B. Älvdalisch in Dalarna, die sich von der schwedischen Standardsprache genau so wie Isländisch und Färöisch unterscheiden.
Schwedisch und Deutsch haben viele gemeinsamme Erbwörter, da beide Sprachen zur germanischen Sprachgruppe gehören. Ausserdem hat auch Hochdeutsch die schwedische Sprache mit Lehnwörtern versehen.
Deutsche pflegen Schwedisch ziemlich schnell zu lernen, auch wenn es gewisse Hindernisse gibt, die überwunden werden müssen. Da das Kasussystem im Schwedischen vereinfacht worden ist, sind die Wortstellung und die Präpositionswahl desto wichtiger geworden. Im Nebensatz wird das Satzadverbial immer an die zweite Stelle gesetzt, und Adverbien können im Gegensatz zum Deutschen gebeugt werden. Die schwedische Satzmelodie ist speziell; die Sprache wird als singend aufgefasst. Das Vokalsystem enthält 18 Phoneme, wovon zwei [ʉː] [ɵ] im Deutsch fehlen. Langer und kurzer Vokal sind bedeutungstrennend. Schwedisch hat zwei Akzente, akut und grav. ”Anden” bedeutet ganz verschiedene Dinge, abhängig vom Akzent, entweder ”die Ente” oder ”der Geist”. Partikelverben sind sehr häufig. In einem Gespräch kann der Satz ”Han hälsar på Maja” entweder ”Er grüsst Maja” oder ”Er besucht Maja” bedeuten; im ersteren Fall wird das Verb, im zweiten die Präposition (på) betont.
Per-Åke Lindblom
(Publicerad i Sprachnachrichten nr 2/2014)