10/4 2015
Sehr geehrter Herr Graf Lambsdorff,
Ihr Einsatz für das Englische als Verwaltungs- und "vielleicht sogar Amtssprache" in Deutschland gleicht dem Vorschlag eines schwedischen Ökonomieprofessors polnischen Ursprungs, der fordert, Englisch als Muttersprache in Schweden einzuführen. Es dauere nur zwei Generationen und würde Marktanteile sichern.
Ihre Einstellung zur deutschen Sprache überrascht mich nicht. Sie passt zu einer Partei der sozialen Kälte, die Arbeitslosen "Anschlussverwertungen" verspricht und Hartz-IV-Empfängern "spätrömische Dekadenz" unterstellt. Es versteht sich von selbst, welchen Stellenwert diese Partei sprachlicher und kultureller Identität zumisst.
Das war nicht immer so. Herr Otto und einige weitere Bundestagsabgeordnete der FDP traten seinerzeit in Gehalt und Gestalt geschliffen gegen Auswüchse der Rechtschreib"reform" an. Doch plötzlich hörte man sie nicht mehr. Aus "Staatsräson", wie die letzte Begründung für die "staatlich verordnete Legasthenie" (Der Spiegel) lautete, wurden sie wohl zurückgepfiffen. Dazu passt, dass Ihre Partei Forderungen nach einer Besserstellung der deutschen Sprache aus ihrem Europawahlprogramm strich.
Die "Deutsche Sprachwelt" ist eine der wenigen Zeitungen in Deutschland, die Ihre abstrusen Vorstellungen öffentlich macht und dem Wähler so Entscheidungshilfen liefert. In bezug auf die FDP und ihr Spitzenpersonal im Europäischen Parlament braucht es solcher Entscheidungshilfen für mich seit langem nicht mehr.
Mit freundlichem Gruss
Prof. Dr. Frank-Michael Kirsch
Rönninge (Schweden)
|